In vielen Seminaren gibt der Dozent vor, dass das Thema des Referats nicht individuell, sondern als Gruppenarbeit behandelt wird. Viele Professoren sind sich nicht darüber bewusst, dass das nicht nur Vorteile für die Lernenden bringt. So kann es beispielsweise sein, dass die Gruppenmitglieder verschiedene Vorstellungen vom Arbeitstempo haben oder, dass sich die einzelnen Gruppenmitglieder unterschiedlich stark für die Arbeit im Team engagieren (Stichwort „Trittbrettfahrer“). Außerdem ist es längst nicht immer leicht, gemeinsam einen Termin bzw. regelmäßige Termine für die Bearbeitung zu finden, der allen Mitgliedern passt. Was weitere mögliche Nachteile und die Vorteile einer Gruppenarbeit sind, wird im Folgenden erläutert. Außerdem erhältst du nützliche Tipps dazu, wie man die Gruppenarbeit maximal effektiv und erfolgreich gestaltet.
Mögliche Nachteile der Teamarbeit
Nicht selten wird aus der Arbeit im Team ein Kaffeeklatsch bzw. ein Treffen unter Freunden – schnell gerät das eigentliche Ziel aus den Augen. Um das zu vermeiden, sollte ein fixer Zeitraum für die gemeinsame Arbeit in der Gruppe anberaumt werden. In diesem Zeitraum gilt es, sich ausschließlich um die Gruppenarbeit zu kümmern - freundschaftliche, private Gespräche können im Anschluss daran erfolgen.
Wie bereits erwähnt, gibt es sogenannte Trittbrettfahrer. Mit diesem Begriff werden Personen bezeichnet, die nichts bzw. nicht viel zu der Arbeit in der Gruppe beitragen und dennoch „Ruhm ernten“ wollen. Das kann schnell zu Frustration innerhalb der Gruppe führen. Du solltest regelmäßig den persönlichen Nutzen der Gruppenarbeit für dich überprüfen. Solltest du merken, dass dich die Arbeit im Team eher aufhält, ist es ratsam auf das Selbststudium umzusteigen (vorausgesetzt, du hast die Wahl).
Vorteile des kooperativen Lernens
Beim Lernen in einem Team geht es nicht darum, möglichst schnell ein Produkt „auf den Tisch zu zaubern“, sondern das Lernen an sich muss im Vordergrund stehen. Das Lernen in einer Gruppe bietet die Möglichkeit, die Perspektiven und Sichtweisen der anderen Gruppenmitglieder in Bezug auf ein bestimmtes Themenfeld kennenzulernen und zu verstehen. Außerdem profitieren die Gruppenmitglieder vom Wissen der anderen Teilnehmer. Wenn ein angenehmes Klima in der Arbeitsgruppe herrscht, kann jeder seine Fähigkeiten und Kenntnisse erweitern.
Folgende kognitive, soziale und emotional-motivationale Vorteile gehen mit kooperativen Lernformen einher:
- die Arbeit in einer Gruppe fördert die Fähigkeit zur Diskussion und die Gruppenmitglieder lernen, ihre Argumente gegenüber anderen zu verteidigen. Außerdem lernen die Teilnehmer, Informationen und Begriffe strukturiert und verständlich vorzutragen. Alles in allem wird das eigene Wissen überprüft, ergänzt und verändert bzw. stabilisiert.
- in einer Gruppenarbeit wird auch das soziale Lernen gefördert: die Gruppenmitglieder verstehen, dass es nicht DIE richtige „Wahrheit“, sondern mehrere mögliche „Wahrheiten“ gibt. Hieraus ergibt sich eine tolerantere Haltung gegenüber anderen Standpunkten. Man lernt, Konflikte und Missverständnisse zu lösen.
- für viele ist das Arbeiten im Team motivierender als das selbstständige Lernen. Jedes Gruppenmitglied bringt verschiedene Vorkenntnisse mit, sodass das Lernen bzw. die Qualität und die Kreativität des Lernens gegenüber dem selbstständigen Lernen deutlich gesteigert werden.
- eine Gruppenarbeit fördert das Lern- und das Durchhaltevermögen der einzelnen Mitglieder.
Empfehlungen für die Gruppenarbeit
Im Folgenden erhältst du Empfehlungen dazu, wie eine Gruppenarbeit gestaltet werden muss, damit das Ergebnis so gut wie möglich ausfällt.
- Das A und O für die Arbeit in einem Team ist die Kooperationsbereitschaft aller Gruppenmitglieder. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, ist die gemeinsame Aufgabe zum Scheitern verurteilt.
- Es muss ein Klima der Akzeptanz und des Vertrauens herrschen. Die Mitglieder dürfen sich nicht schämen, Fragen zu stellen und Informationen müssen stets aufgenommen und ausgetauscht werden.
- Idealerweise besteht das Team nicht aus mehr als 7 Personen. Am effektivsten wird in einer Gruppe gearbeitet, wenn diese aus 3 bis 4 Mitgliedern besteht. Je größer das Team, desto schwieriger ist die Koordination der Aufgabe. Zudem erhöht sich mit zunehmender Gruppengröße die Gefahr, dass sich einzelne Mitglieder nicht in die Arbeit einbringen.
- Die Gruppenmitglieder sollten möglichst dasselbe Leistungsniveau haben. So kann jeder seinen Beitrag leisten und die Gruppe wird nicht von einer oder zwei Personen dominiert.
- Das Arbeitsprogramm der Gruppe sollte konkret bestimmt werden, d.h. es sollte ein verbindlicher Plan bezüglich der Ziele, des Umfangs und der Arbeitszeiten festgelegt werden.
- Die Aufgaben der Gruppenmitglieder sollten von Meeting zu Meeting klar verteilt werden.
- Das Verhalten in der Arbeitsgruppe sollte stets reflektiert werden. Gibt es beispielsweise einen Trittbrettfahrer in der Gruppe, kann das durchaus auf eine angemessene Art und Weise thematisiert werden. Die Kooperation darf nicht in Konkurrenz umschlagen. Ehrlichkeit und ein vertrauensvoller Umgang unter den Teilnehmern sind von entscheidender Bedeutung.
- Auch aufmunternde Worte und andere Methoden der Motivation sind wichtig. Es sollte immer wieder verdeutlicht werden, warum das Gruppenziel wichtig ist und, wie nah man diesem bereits gekommen ist.
PROFESSIONELLE HILFE
Die wichtigsten Empfehlungen im Überblick
Im Folgenden werden die Grundsätze für eine erfolgreiche Gruppenarbeit noch einmal kurz zusammengefasst:
- die einzelnen Teilnehmer müssen sich mit dem Team identifizieren
- alle Mitglieder der Arbeitsgruppe müssen sich aktiv an der Arbeit beteiligen
- gemeinsam verbindliche Termine und Fristen festlegen
- ein Gruppenkontrakt kann helfen, das Vorgehen zu bestimmen
- so werden Missverständnisse und Probleme während des Arbeitens vermieden.
Es sind nicht nur Referate oder Seminararbeiten, die als Gruppenarbeit gestaltet werden können, lerne dazu mehr mit folgenden Tipps.