Nicht jedes Unternehmen bzw. nicht jeder Arbeitgeber in Deutschland verlangt bei einer Bewerbung ein Motivationsschreiben. Möchtest du dich hingegen für ein Stipendium oder für ein Studium im Ausland bewerben, gehört dieses Schreiben fast immer dazu. Das Motivationsschreiben ist auch als die Dritte Seite der Bewerbung bekannt. Der Grund für diesen Namen ist ebenso einfach wie plausibel: Das Motivationsschreiben folgt nämlich auf die ersten beiden Seiten – das Anschreiben und der Lebenslauf. Achtung: Natürlich können diese auch einmal einen größeren Umfang haben.
Der übergeordnete Sinn eines Motivationsschreibens
Ein Motivationsschreiben ist in vielen Fällen etwas Freiwilliges. Es gibt sogar Stellen, bei denen solch ein Schreiben eher unangebracht ist: Ein Job als eine Aushilfskraft erfordert ebenso wenig solch ein Schreiben wie das Bewerbungsanschreiben mit persönlichen Eigenschaften um eine Führungsstelle.
Warum aber überhaupt mit der Dritten Seite bewerben? Das Motivationsschreiben dient als eine Art Aufhänger. Bedeutet: Nachdem die beruflichen Anforderungen mit den Qualifikationen und dem Lebenslauf der Bewerber abgeglichen wurden, verhindert die Dritte Seite, dass die Bewerbung in der Masse untergeht.
Für welche Karriere sollte man ein Motivationsschreiben verfassen?
Das Anfügen der Dritten Seite lohnt sich besonders bei der Bewerbung um eine Stelle oder eine Ausbildung, die sehr gefragt ist, bei der also eine hohe Konkurrenz besteht. Auch ist das Verfassen eines solchen Schreibens sinnvoll, wenn der Lebenslauf stark von den Anforderungen der Stelle abweicht oder, wenn das Unternehmen im Ausland angesiedelt ist. Weitere Bewerbungen, für die sich ein Motivationsschreiben eignet sind:
- die Bewerbung um einen Beruf nach einem Studium bei gleichzeitig fehlenden Qualifikationen (z.B. Erfahrung)
- die Bewerbung um einen gefährlichen oder sehr strapazierenden Beruf (z.B. Pilot)
- die Bewerbung um einen Job, der Begabung bzw. eine gewisse Leidenschaft erfordert (z.B. Journalismus)
Auf ein Motivationsschreiben solltest du in keinem Fall verzichten, wenn dieses bei der Bewerbung gefordert wird.
Was sollte man beachten?
Aber was gehört eigentlich in dieses Schreiben? Klar: deine Motivation für die jeweilige Stelle bzw. für das Studium. Aber so einfach ist es eben doch nicht, denn die Argumente kommen einem ja nicht einfach so zugeflogen. Oder noch schlimmer: du weißt, was du schreiben willst und in dem Moment, in dem du damit beginnst, auf die Tasten zu hauen ist alles wieder weg. Da es wohl jedem einmal so geht, bekommst du in diesem Artikel ein paar nützliche Tipps rund um die Erstellung der Dritten Seite.
- Zunächst einmal solltest du versuchen, den Leser zum Weiterlesen zu animieren. Hierzu eignet sich eine passende und vor allem spannende Überschrift. Auf diese Weise erfährt der Personaler mehr über deine Fähigkeiten und Qualifikationen als das Anschreiben und der Lebenslauf hergeben.
- Überlege dir vor der Erstellung des Schreibens, was deine Stärken sind: Was kannst du besonders gut und warum passen diese Fähigkeiten zum jeweiligen Studiengang, Unternehmen oder Praktikum?
- Auch deine Erfahrungen in dem jeweiligen Feld sind von Bedeutung. Hier darfst du ruhig ein wenig dick auftragen, d.h. du kannst alles anführen, was in einer nachvollziehbaren Verbindung zu dem umworbenen Studium oder Arbeitsplatz steht. Dabei musst du dich nicht auf berufliche Erfahrungen beschränken, sondern kannst durchaus auch deine Hobbies oder eine ehrenamtliche Tätigkeit erwähnen.
- In Bezug auf die Erläuterung der beruflichen Ziele machen manche den Fehler, dass sie als Ziel das Verdienen von viel Geld angeben. Das mag zwar ehrlich sein, passt jedoch nicht in ein Motivationsschreiben. Viel mehr solltest du beispielsweise angeben, ob du die Karriereleiter hinaufklettern möchtest oder, ob du beispielsweise ein Franchise-Unternehmen leiten möchtest. Wichtig ist auch die Angabe, wie dir die umworbene Stelle dabei helfen kann.
- Zu guter Letzt musst du dir die Frage stellen, was Dich an dem Unternehmen bzw. an dem Stipendium besonders reizt. Hierbei sollte darauf geachtet werden, nur Argumente anzuführen, die auch begründet werden können. Auf große Loblieder mit dicken Übertreibungen über den Arbeitgeber sollte verzichtet werden!
Diese Leitlinien stellen lediglich eine kleine Hilfestellung dar: Im Motivationsschreiben können durchaus auch Argumente angeführt werden, die hier nicht aufgezählt wurden.
Der Aufbau der Dritten Seite
Als Bewerber fragt man sich natürlich, wie das perfekte Motivationsschreiben aussieht. Hierzu gibt es keine eindeutige Antwort! Die Dritte Seite ist aber i.d.R. nicht länger als eine Seite lang. Solltest du diese Seite nicht vollbekommen, solltest du das Motivationsschreiben lieber weglassen (sofern es nicht gefordert wurde). Andernfalls wirkt das ganze Vorhaben schlicht zu aufgesetzt und künstlich. Das Layout sollte sich an dem Layout des Anschreibens orientieren.
Was den Aufbau betrifft, gibt es allgemein zwei mögliche Varianten: du kannst das Motivationsschreiben als Fließtext oder als Stichpunkte (auch: Bullet Points) verfassen. Gestaltest du das Schreiben als Fließtext, ähnelt es äußerlich sehr dem Anschreiben: Verwende die direkte Rede und unterteile den Fließtext sinngemäß in mehrere Abschnitte.
Hast du dich für das Verfassen in Stichpunkten entschieden, überlegst du dir zunächst mehrere Überschriften (Stärken, Ziele, …) und zählst die Punkte anschließend in kurzen Sätzen auf.
Unterschiede zwischen Anschreiben und Motivationsschreiben
Nicht wenige Bewerber sehen sich aufgrund der Ähnlichkeit zwischen dem Anschreiben und dem Motivationsschreiben einer großen Herausforderung ausgesetzt. Wer sich fragt, worin die Unterschiede zwischen diesen beiden Schreiben bestehen, wird dankbar für die folgenden Tipps sein.
- Auf jeden Fall muss vermieden werden, dass in beiden Schreiben Wiederholungen vorkommen. Während du im Anschreiben deine Eignung für das Studium begründest und dich dabei auf deine Erfahrungen und Qualifikationen konzentrierst, erklärst du im Motivationsschreiben vor allem, warum du den jeweiligen Platz haben möchtest. Hier kannst du auch den Bezug zu Erfahrungen herstellen, solltest aber in erster Linie deine Motivation erläutern.
- Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass du deine Ziele im Anschreiben kurz ansprichst, sie im Motivationsschreiben aber näher ausführst.
- Während das Anschreiben diverse Pflichtangaben beinhaltet, kannst du dich im Motivationsschreiben „austoben“. Hier gibt es keine festen Regeln. Umso mehr zeugt die Dritte Seite von deiner Persönlichkeit, d.h. durch das Motivationsschreiben erhält deine Bewerbung einen persönlichen Charakter.
Wenn du die oben aufgeführten Hinweise beachtest, steht deiner erfolgreichen Bewerbung mit einem tollen Motivationsschreiben nichts mehr im Weg.