Für viele stellt sich gegen Ende des Studiums die Frage: Soll ich nach meinem Abschluss promovieren? Das kann zum einen ganz persönliche Gründe haben – vielleicht haben bereits alle in deiner Familie einen Doktortitel, oder streben einen an? Für andere stellt sich die Frage aus beruflichen Grunden. Je nachdem, was man nach dem Studium beruflich erreichen will und in welchem Bereich man arbeiten will, lohnt sich eine Promotion. Wir stellen uns mit dir diese Frage und versuchen, dir bei deiner Entscheidung mit wichtigen Informationen unter die Arme zu greifen.
Verschiedene Arten der Promotion
Generell unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Varianten der Promotion: Der individuellen Promotion und dem Promotionsprogramm. Hier erfährst du, was es für Unterschiede gibt, welche Art die beste für dich ist und unter welchen Bedingungen du promovieren kannst.
Individuelle Promotion
Wenn du über eine individuelle Promotion nachdenkst, müssen dir einige Punkte bewusstwerden. Du schreibst deine Doktorarbeit alleine in einem Fach, und wirst von einem Professor in diesem Fachgebiet betreut. Meistens musst du dir selber einen Betreuer suchen. Diese Suche ist nicht immer einfach; vor allem, wenn du an der Universität hauptsächlich die Kurse besucht hast und dich nicht weiter in der Fachschaft oder anderen Komitees eingebracht hast, kennen dich die Dozenten und Dozentinnen kaum. Du brauchst eine eigene Idee, mit der du den Doktorvater überzeugen musst. Oft verlangt dieser ein Exposé von dir, um sich von deiner Arbeit zu überzeugen. Es hilft, wenn du schon während deines Bachelors oder Masters als Hiwi an deinem Seminar oder deiner Fakultät gearbeitet hast. So kennst du automatisch schon viele Dozenten und Dozentinnen, und sie kennen auch dich. Du findest so eher einen Doktorvater und musst ihn oder sie lediglich noch von deinem Thema überzeugen.
Für eine individuelle Promotion brauchst du eine Promotionsberechtigung vom Prüfungsamt. Mit dieser kannst du dich für ein Promotionsstudium anmelden. Die Zeit kannst du dir in der individuellen Promotion selber einteilen. Du entscheidest, wie viel du wann arbeitest. Für viele bietet das einen gewissen Vorteil gegenüber dem Promotionsprogramm; sie sind ihr eigener Chef und entscheiden selber, wie sie sich ihre Zeit einteilen. Für andere stellt diese offene Art der Promotion aber eher ein Problem dar: Da dich keiner kontrolliert, fällt es oft schwer, die Zeit nicht zu vertrödeln. Oft brauchen Promotionsstudenten, die sich für eine individuelle Promotion entschieden haben, deutlich länger bis sie ihre Dissertation geschrieben haben und ihren Abschluss in der Tasche haben.
Promotionsprogramm
Das Promotionsprogramm ist die zweite oft gewählte Variante der Promotion. Sie ist deutlich strukturierter als die individuelle Promotion. Viele Universitäten bieten ein Graduiertenkolleg an. Das ist ein Forschungsprogramm, mit dem man unter perfekten Bedingungen studieren kann.
In einem Graduiertenkolleg arbeiten meistens mehrere Doktoranden an einem ähnlichen Thema. Ihnen werden viele Betreuer zur Seite gestellt. Außerdem gibt es verschiedene Veranstaltungen, bei denen man andere Wissenschaftler kennenlernen kann, und sein eigenes Netzwerk ausbauen kann.
Der Promotionsstudiengang ist oft einem Bachelor- oder Masterstudiengang sehr ähnlich. Es gibt einen festen Stundenplan, Credit Points, und insgesamt eine klare Struktur und gute Betreuung. Während sich für viele diese Art von Promotion hervorragend eignet, weil sie so die Kontrolle über die Zeit etwas abgeben können, finden andere das Promotionsstudium viel zu verschult und wollen lieber nach ihren eigenen Vorstellungen promovieren. Es kommt darauf an, was für ein Lerntyp man selber ist.
Warum promovieren?
Viele Deutsche stellen sich noch immer die Frage, ob sich eine Promotion lohnt. Es gibt verschiedene Gründe, warum man sich für eine Promotion entscheiden kann. Strebt man eine wissenschaftliche Karriere an, so ist es Voraussetzung, dass man promoviert hat. Aber auch in vielen anderen Bereichen ist die Promotion fast schon Pflicht, besonders in den Naturwissenschaften. In den Bereichen Physik, Chemie oder Biologie wird oft eine Promotion vorausgesetzt. Obwohl die Promotion keine Voraussetzung für eine hohe Position auf dem Arbeitsmarkt ist, sind immer noch viele Menschen mit einem Doktortitel in der Chefetage. Viele zukünftige Arbeitgeber sehen an deinem Doktortitel, dass du die Disziplin beherrschst, ein so langes Projekt erfolgreich durchzuführen und deine Doktorarbeit zu Ende zu bringen.
Viele erhoffen sich durch die Promotion außerdem mehr Gehalt. In Deutschland verdienen Promovierte durchschnittlich 20% mehr als Studierte ohne Promotionsabschluss. Das ist jedoch nicht in allen Bereichen der Fall. In den Geisteswissenschaften spielt eine Promotion nur selten eine wichtige Rolle.
Manchmal kann die Promotion auch die Berufschancen verschlechtern
In den Geisteswissen sind praktische Erfahrungen mehr wert, als ein Doktortitel. Promovierte haben dadurch oft schlechtere Chancen, weil ihnen die nötige Berufserfahrung fehlt. Außerdem ist es möglich, dass man mit einer Promotion in einigen Bereichen und Betrieben als überqualifiziert gelten kann, und so schlechtere Aussichten auf einen Job haben.
Bei vielen, die eine Promotion in Erwägung ziehen, spielen die Kosten außerdem eine große Rolle. Zwar gibt es die Möglichkeit auf ein Stipendium, aber das ist gerade in den Geisteswissenschaften eher selten. Eine Promotion kostet im Schnitt 60.000 Euro. Oft kann man als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl oder am Seminar Geld verdienen. Das hat auch den Vorteil, dass man weitere Kontakte knüpfen kann und nicht durch einen Job aus dem Studium gerissen wird. Man kann jedoch auch durch andere Jobs sich sein Geld verdienen. Da besteht aber die Gefahr, dass man nicht zu viel Zeit mit dem Job verbringt und dass noch genügend Zeit für die Promotion bleibt.
Ob man promovieren sollte oder nicht, kann man nicht pauschal sagen
Es kommt immer darauf an, was man beruflich nach der Hochschule machen möchte, und ob sich eine Promotion dafür anbietet oder ob ein Bachelor oder Master ausreichend ist. Das Wichtigste bei einer Promotion ist jedoch immer das Interesse am Thema. Man muss regelrecht für das Forschungsthema brennen. Denn man wird in der Regel über drei Jahre mit diesem einen Thema verbringen, und mit Sicherheit auch die eine oder andere Hürde überwinden müssen. Um nicht bei jeder Gelegenheit die Flinte ins Korn werfen zu wollen, muss man eine tiefe Verbindung zum Thema haben und sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lassen! So stehst du am Ende glücklich und stolz bei der Verleihung deines Doktortitels.